An sich

Sei dennoch unverzagt!

Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an. Lass alles unbereut.
Tu, was getan muss sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,

Und wenn du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer selbst sein Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.

Paul Fleming (1609-1640) erlebte den größten Teil seines Lebens den 30-jährigen Krieg, den in seiner Grausamkeit nicht zu überbietenden „Krieg der Kriege“ europäischen Ausmaßes, der weite Landstriche komplett verwüstete, die Gesamtbevölkerung um 40 Prozent dezimierte und Pest und Hungernöte nach sich zog.

Und doch erschuf sich in genau dieser Zeit die deutsche Dichtung neu. Sie hat die Kraft, durch die Jahrhunderte hindurch bis heute nachzuwirken und zu inspirieren, so wie dieser Text des großen Paul Fleming, als Zeugnis von Haltung, echter Resilienz und Lebenskunst.

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